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Prävention
April 24, 2024

Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen

Prävention von sexuellem Missbrauch bei Kindern: Ein Leitfaden für Eltern und Erziehungsberechtigte

Sexueller Missbrauch bei Kindern ist ein alarmierendes und leider weit verbreitetes Problem, das in unserer Gesellschaft ernsthafte Auswirkungen hat. 98% aller Missbrauchsfälle werden von Familienmitgliedern oder von Bekannten begangen. Der böse Mann hinter dem Busch macht also 2% aus. Als Eltern und Erziehungsberechtigte ist es unsere Pflicht, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Kinder zu schützen und sie vor Missbrauch zu bewahren. In diesem Blogbeitrag werden wir einige wichtige Maßnahmen zur Prävention von sexuellem Missbrauch bei Kindern diskutieren.

Offene Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation mit unseren Kindern ist der Schlüssel zur Prävention von sexuellem Missbrauch. Wir sollten unseren Kindern erklären, was angemessenes und unangemessenes Verhalten ist, und sie dazu ermutigen, uns jederzeit zu sagen, wenn ihnen etwas merkwürdig vorkommt oder sie sich unwohl fühlen.

Grenzen setzen: Kinder sollten lernen, ihre eigenen Grenzen zu setzen und zu respektieren. Wir müssen unseren Kindern beibringen, dass es in Ordnung ist, "Nein" zu sagen, wenn ihnen etwas unangenehm ist, und dass niemand das Recht hat, sie zu berühren oder auf eine Weise zu behandeln, die sie nicht möchten.

Aufklärung: Eine umfassende Aufklärung über den menschlichen Körper und sexuelle Gesundheit ist entscheidend, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Indem wir unseren Kindern beibringen, was angemessene Berührungen sind und was nicht, können wir dazu beitragen, ihr Bewusstsein für mögliche Gefahren zu schärfen.

Täterprofil: Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Mehrheit (98%) der sexuellen Missbrauchsfälle bei Kindern von Personen begangen wird, die dem Kind bekannt sind und oft ein gewisses Vertrauen genießen, wie beispielsweise Familienmitglieder, Freunde der Familie, Lehrer, Trainer oder religiöse Autoritäten. Es ist daher entscheidend, sensibel zu sein und nicht automatisch davon auszugehen, dass Fremde die einzige Gefahr darstellen. Ich möchte damit keine Angst verbreiten, aber das Bewusstsein dafür schärfen, dass es möglich ist. Denn niemand möchte wahrhaben, dass der eigene Vater oder die eigene Schwester mein Kind missbraucht. Ich habe in meiner Arbeit als Sozialpädagogin und Hypnosetherapeutin leider immer wieder Kontakt mit diesem Thema und sehe die Folgen. Carsten Stahl sagt: "Man tötet die Seele eines Kindes." Ich finde, diese Beschreibung zeigt ziemlich gut auf, wie schlimm solch eine Missbrauch ist. Auch wenn ich weiß, dass die Seele etwas ist, was nicht getötet werden kann und viele sich auch zurück ins Leben kämpfen, gibt es aber auch viele, die es nicht schaffen und daran zerbrechen. Darum, halte ich es für möglich!

Missbrauchstäter manipulieren Kinder auf verschiedene Weisen, um ihre Ziele zu erreichen. Hier sind einige häufige Manipulationsmethoden:

  1. Vertrauensaufbau: Missbrauchstäter/innen können versuchen, das Vertrauen eines Kindes zu gewinnen, indem sie sich als vertrauenswürdige und liebevolle Personen ausgeben. Sie können Geschenke geben, sich für das Kind interessieren und eine enge Beziehung aufbauen, um das Kind dazu zu bringen, sich ihnen gegenüber zu öffnen und sie nicht als Bedrohung wahrzunehmen.
  2. Geheimhaltung: Täter/innen können das Kind dazu bringen, den Missbrauch geheim zu halten, indem sie dem Kind sagen, dass es ein "besonderes Geheimnis" ist, das niemand erfahren darf. Sie könnten dem Kind Angst machen, dass ihm oder anderen etwas Schlimmes passieren wird, wenn es über den Missbrauch spricht, und es so dazu bringen, zu schweigen.
  3. Manipulative Taktiken: Missbrauchstäter können subtile Manipulationstechniken einsetzen, um das Kind zu kontrollieren und zu beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise das Spielen mit den Emotionen des Kindes, Schuldgefühle zu erzeugen oder das Kind dazu zu bringen, sich für den Täter verantwortlich zu fühlen.
  4. Ausnutzen von Autorität: Täter/innen, die eine Autoritätsposition haben, wie beispielsweise Familienmitglieder, Lehrer/innen, Trainer/innen oder religiöse Autoritäten können ihre Macht ausnutzen, um das Kind zu manipulieren und zu kontrollieren. Das Kind könnte sich aufgrund der Autoritätsperson nicht trauen, den Missbrauch zu melden oder zu widerstehen.
  5. Drohungen: Missbrauchstäter können das Kind bedrohen, wenn es versucht, den Missbrauch zu beenden oder darüber zu sprechen. Sie könnten dem Kind drohen, ihm oder seinen Liebsten Schaden zuzufügen, oder ihm sagen, dass ihm niemand glauben wird, wenn es versucht, Hilfe zu suchen.

Diese Manipulationsmethoden dienen dazu, das Kind zu kontrollieren, zu isolieren und zu verängstigen, um den Missbrauch aufrechtzuerhalten und zu vertuschen. Es ist wichtig, dass Kinder über diese Manipulationstechniken aufgeklärt werden, damit sie lernen, sie zu erkennen und sich dagegen zu wehren.

Was ist ein gutes und ein schlechtes Geheimnis? Es ist wichtig, dass Kinder verstehen, was ein gutes und was ein schlechtes Geheimnis ist. Ein gutes Geheimnis ist etwas, das Spaß macht, sich leicht anfühlt, aber das wir trotzdem mit vertrauenswürdigen Erwachsenen teilen können und aber auch für sich behalten dürfen. Ein schlechtes Geheimnis hingegen ist etwas, das unangenehm ist oder uns verletzen könnte, was sich schwer anfühlt. Kinder sollten wissen, dass sie immer über schlechte Geheimnisse sprechen müssen und dies jemandem sagen müssen und zwar so lange, bis dem Kind geglaubt wird. Denn ein Kind muss durchschnittlich zu 8 Personen gehen, bis ihm oder ihr geglaubt wird.

Warum ist es wichtig, den Kindern von Anfang an beizubringen, die Geschlechtsteile richtig zu benennen? Die Verwendung von korrekten Begriffen für Geschlechtsteile ist entscheidend, um die Kommunikation zwischen Kindern und Erwachsenen zu erleichtern, insbesondere wenn es um Fragen oder Bedenken bezüglich sexuellen Missbrauchs geht. Durch die Verwendung von verniedlichenden oder falschen Namen für die Geschlechtsteile wird das Thema möglicherweise tabuisiert oder unangemessen dargestellt, oder es können Missverständnisse entstehen. Außerdem können korrekte Begriffe dazu beitragen, dass Kinder genau und präzise kommunizieren können, wenn sie über etwas sprechen müssen, das ihnen unangenehm ist oder sie verunsichert.

Verhalten, wenn ein Kind sexuell missbraucht wird:

Veränderungen im Verhalten: Ein plötzlicher Wandel im Verhalten des Kindes kann ein Hinweis auf sexuellen Missbrauch sein. Dies kann sich in Form von Rückzug, übermäßiger Angst, Aggressivität oder unangemessenem Sexualverhalten äußern.

Körperliche Symptome: Manchmal können körperliche Symptome auftreten, wie Schmerzen im Genitalbereich, Blutungen, Infektionen oder Verletzungen.

Psychische Anzeichen: Das Kind kann psychische Anzeichen wie Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen, Albträume, Selbstverletzung oder suizidale Gedanken zeigen.

Vermeidung bestimmter Personen oder Orte: Ein missbrauchtes Kind kann versuchen, bestimmte Personen oder Orte zu meiden, die mit dem Missbrauch in Verbindung stehen.

Sexualisiertes Verhalten: Das Kind kann unangemessene sexuelle Handlungen zeigen, die nicht seinem Alter entsprechen, oder über sexuelle Themen sprechen, die für sein Alter unangemessen sind.

Plötzlicher Rückzug: Das Kind kann sich plötzlich zurückziehen und weniger offen über seine Erlebnisse oder Gefühle sprechen.

Körperliche Veränderungen: Bei sexuellem Missbrauch können Verletzungen im Genitalbereich oder andere unerklärliche körperliche Veränderungen auftreten.Dies muss aber nicht zwingend immer zu sehen sein.Die Täter sind schlau und wissen, wie sie ihre Spuren verwischen oder so vorgehen, dass im Genitalbereich nichts zu sehen ist. Es kann zu Gewichtszunahme, Einreiben mit Kot/Urin, Vernachlässigung der Körperhygiene kommen. Das Kind schützt sich so instinktiv vor weiteren Übergriffen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Anzeichen auch andere Ursachen haben können und nicht immer eindeutig auf sexuellen Missbrauch hinweisen. Es ist ratsam, bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und das Kind von einem Fachmann untersuchen zu lassen.

Die Folgen von sexuellem Missbrauch bei Kindern: Sexueller Missbrauch kann schwerwiegende und langanhaltende Auswirkungen auf Kinder haben. Dazu gehören körperliche Verletzungen, psychische Traumata, Probleme im sozialen und emotionalen Bereich, Selbstwertprobleme, Angstzustände, Depressionen, Beziehungsprobleme und sogar Suizidgedanken. Die Folgen können ein Leben lang anhalten und das Leben des Kindes in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen.

Warum ist Aufklärung so wichtig? Die Aufklärung über sexuellen Missbrauch ist von entscheidender Bedeutung, um Kinder zu schützen und ihnen die Werkzeuge und das Wissen zu geben, um sich selbst zu verteidigen. Ebenso wichtig ist es, auch Erwachsene aufzuklären, damit sie die Anzeichen von sexuellem Missbrauch erkennen und angemessen darauf reagieren können. Durch Aufklärung können wir das Bewusstsein für dieses ernste Thema schärfen, Stigmata abbauen und eine Kultur der Unterstützung und Prävention fördern.

Die Bedeutung des Erziehungsstils: Es ist wichtig zu erkennen, dass ein autoritärer Erziehungsstil, der ausschließlich Gehorsam und Unterordnung fordert, die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass Kinder sich nicht trauen, über möglichen Missbrauch zu sprechen oder um Hilfe zu bitten. In autoritären Umgebungen fühlen sich Kinder möglicherweise nicht frei, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, aus Angst vor Bestrafung oder Ablehnung. Ein unterstützender und einfühlsamer Erziehungsstil hingegen fördert Offenheit und Vertrauen zwischen Eltern und Kindern, was es Kindern erleichtert, sich bei Bedarf an ihre Eltern zu wenden.

Der Einfluss des autoritären Erziehungsstils in der Schule: In der Schule kann ein autoritärer Erziehungsstil dazu beitragen, dass Kinder lernen, dass sie blind gehorchen müssen, ohne Fragen zu stellen oder ihre Gefühle auszudrücken. Sie könnten lernen, dass sie machen müssen, was die Autoritätsfiguren, wie Lehrer/in oder Schulleiter/in, ihnen sagen, ohne Raum für Diskussion oder Bedenken. Somit werden Täter und Täterinnen unterstützt und haben leichteres Spiel. Darum begegnet den Kindern auf Augenhöhe. Kinder haben den GLEICHEN WERT wie Erwachsene und sind somit GLEICHWERTIG. Fangt an mit den Kindern in einen Dialog zu treten anstatt Monologe zu führen und Befehle zu erteilen. Es braucht einen Bewusstseinswandel im Umgang mit Kindern, um sie zu schützen und um ihnen Wurzeln und Flügel geben zu können.

Cristina Citterio